Flüchtlinge und Heimatvertriebene können in der Regel nur wenige Habseligkeiten mitnehmen, wenn die politischen Verhältnisse Menschen zwingen, die Heimat zu verlassen. Umso bewundernswerter ist es, dass eine Familie in Korschlitz, Kreis Oels, als sie 1946 aus ihrer schlesischen Heimat vertrieben wurde, die in ihrer ev.-luth. Kirche benutzten Abendmahlsgeräte im Rucksack mit auf die Flucht in den Westen nahm. Dass dieser Kelch 9 Jahre später in der heutigen ev.-luth. Christophoruskirche in Schüttorf einen neuen Platz finden würde, wo er noch heute bei der Abendmahlsfeier verwendet wird, konnte sich niemand vorstellen. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts lebten einige lutherische Familien in der Obergrafschaft, also auch in Schüttorf. Sie wurden zunächst betreut durch den lutherischen Pastor in Lingen, ab 1914 durch den Pastor in Bentheim. Am Ende des 2. Weltkrieges lebten ca. 200 Lutheraner in Schüttorf und Umgebung. Diese Situation änderte sich grundlegend, als Ortsvertriebene, größtenteils aus Schlesien, Ostpreußen und Pommern, in die Obergrafschaft und damit auch nach Schüttorf kamen. Sie wohnten zunächst bei Reformierten, durften ihre Gottesdienste ab 1947 auch in der ev.-ref. Kirche Schüttorfs abhalten. Da sie aber bald merkten, dass „evangelisch“ nicht gleich „evangelisch“ war, entstand der Wunsch nach einer eigenen Kirche und einer eigenen Gemeinde. Als am 14. August 1955 die Kirche, die ab 1992 den Namen „Christophoruskirche“ trägt, eingeweiht wurde, ging dieser Wunsch in Erfüllung. An Christophorus werden die Gottesdienstbesucher jeden Sonntag beim Betrachten des Altarbildes erinnert. Denn Christophorus (wörtlich übersetzt: Christusträger), der als Riese mit einem Kind auf den Schultern vom 12. Jahrhundert an als Märtyrer dargestellt und verehrt wurde, ist auch auf der linken Tafel des Triptychons dargestellt. Der Gildehauser Maler Friedrich Hartmann, ein Besuch im Museum in Gildehaus lohnt sich immer, hat dieses dreiteilige Altarbild geschaffen, das die Stirnwand des Gotteshauses seit der Renovierung im Jahr 1992 schmückt. Thema dieses Altarbildes ist „Licht in der Finsternis“. Sowohl auf dem Mitteilteil als auch auf der rechten Tafel sind Bibeltexte aus dem Alten Testament und dem Neuen Testament gestaltet. Sie weisen auf Jesus Christus als das göttliche Licht hin, der in die Welt (biblisch gesprochen: in die Finsternis) gekommen ist, um uns Menschen zu erlösen. Warum eine ev.-luth. Kirche den Namen eines katholischen Heiligen trägt, erfahren Sie, liebe Leser dieser Zeilen, wenn Sie die Kirche, die an zwei wichtigen Fahrradrouten an der Breslauer Straße steht, besichtigen. Die heutige Christophorusgemeinde zählt 2.000 Mitglieder und lädt Sie herzlich zur Besichtigung der „Schätze“ ein. Zur Zeit ist die Kirche donnerstags von 15.00 – 17.00 Uhr und samstags von 10.00 – 12.00 Uhr geöffnet. Bei entsprechender Nachfrage werden die Öffnungszeiten auf andere Wochentage ausgedehnt.